XML
sru:version: 1.2; sru:query: fcs.rf="baedeker.5_472"; fcs:x-context: baedeker.5; fcs:x-dataview: title,full; sru:startRecord: 1; sru:maximumRecords: 10; sru:query: fcs.rf="baedeker.5_472"; sru:baseUrl: ; fcs:returnedRecords: 1; fcs:duration: PT0.015S PT0.048S; fcs:transformedQuery: descendant-or-self::fcs:resourceFragment[ft:query(@resourcefragment-pid,<query><phrase>baedeker.5_472</phrase></query>)];
1 - 1

418 Route 23.HAUKÂN. Geschichte.waren. Grosse Höhlen wurden durch natürliche oder künstliche Säulen
gestützt. 2) Man trieb an einem felsigen, hochgelegenen trockenen Orte
einen Schacht schräg in die Erde und legte in einer Tiefe von ungefähr
50m 57m breite gerade Gassen an, an deren Seiten man die Wohnungen
grub. In die Decke brach man Luftlöcher. Gewöhnlich hatte das unter-
irdische
Dorf einen Ausgang an einer steilen Felswand. Diese Felswoh-
nungen
konnten nur mit grosser Mühe erobert werden. Wilhelm von Tyrus
spricht von ihnen in seiner Geschichte der Kreuzfahrer. Sie kommen
besonders im Djebel ʿAdjlûn und im Landstrich ez-Zuwêt beim Zumle-Ge-
birge
vor, das aus weissem Thon und massivem Feuerstein besteht. 3) Auf
einem Felsplateau wurden Einschnitte von der Tiefe und Breite eines
Zimmers gemacht und diese Einschnitte mit einem soliden steinernen
Gewölbe bedeckt. Diese Höhlenwohnungen reichen sicher in das
graueste Alterthum hinauf, wo nach biblischen Berichten die Riesen
Rephâim im Haurân wohnten. 4) Die grösste Zahl der Haurândörfer be-
steht
aus Steinhäusern, aus schönen wohl behauenen Steinbalken (Dolerit)
gebaut, welche ohne Cement wie gegossen aufeinander liegen. Nirgends
wurde Holz zum Bau verwendet. Die Häuser sind nahe aneinander gebaut
und haben hohe Mauern; nur grössere Ortschaften sind mit Ringmauern um-
geben
, und die Menge der Thürme in denselben fällt auf. Die Steinlagen
der Thürme sind oft durch sogen. Schwalbenschwänze verbunden. Die in
die Gassen oder ins Freie führenden Thüren der Häuser sind niedrig. Grös-
sere
Gebäude und Gassen haben hohe, mit Sculpturen von Weinlaub und
Inschriften verzierte Thore. Die Thore und Thüren bestehen stets aus
grossen Doleritplatten, ebenso die Fenster der Häuser (nur im Oberstock)
aus schön durchbrochenen Steinplatten. Von den Häusern sind oft nur
die besterhaltenen bewohnt; daneben stehen andere in so gutem bau-
lichen
Zustande, dass sie nur auf neue Einwanderer zu warten scheinen.
Bisweilen sind hinter die Thüren unbewohnter Häuser Steinblöcke gelegt:
dies war ein symbolischer Act, den die Leute noch ausübten zum Zeichen,
dass sie ruinirt waren. Im Erdgeschoss des Hauses haben alle Thüren
steinerne Flügel; die Fensterläden drehen sich in steinernen Angeln; wie
in heutigen Häusern führt eine Treppe im Hofe zur Gallerie des Ober-
stockes
. Die Treppen und Gallerien bestehen aus einzelnen übereinander
gelegten und in die Mauer eingefügten Platten; bisweilen waren wohl
ursprünglich Geländer vorhanden. Die Fenster und Thüren des Ober-
stocks
waren offen. In den Zimmern bemerkt man steinerne Wand-
schränke
und Bänke zum Sitzen, alles aus Stein, selbst die viereckigen
Leuchter. Die Zimmerdecken bestehen ebenfalls aus langen Steinplatten,
die geglättet sind und eng an einander anschliessen; eine cementartige
Masse wurde darauf gelegt. Sie ruhen auf schönen, weiten Bogen, aber
nicht direct, sondern vermittelst einer Unterlage; an den ausgezeichneteren
Bauten waren Decke und Träger verziert. Hier im Haurân kam nament-
lich
der Rundbogen zur Geltung; über oft etwas gedrückten Bogen stei-
gen
die schmucklosen Mauern noch etwas empor.

Neben den Privatgebäuden finden sich aber auch viele öffentliche Bauten
im Haurân. Eine Reihe von Tempeln ist erhalten, deren Styl jedoch nicht
rein römisch, sondern durch die Haurânier modificirt worden ist, obwohl
die Bauten aus der Zeit stammen, in welcher Syrien römische Provinz
war. Die Mausoleen, meistens abseit von den Ortschaften stehend, erin-
nern
an die Grabthürme Palmyra’s, nur dass hier bloss die der Thüre
gegenüberliegende Wand mit Fachwerk zur Aufnahme von Sarcophagen
bedeckt ist. Eine Eigentümlichkeit des Haurân bilden die grossen
Wasserbehälter, entweder in den Felsen gehauene Cisternen mit engen
Oeffnungen, oder tiefe künstlich überwölbte und überdeckte Bassins.
Ebenso sind die offen daliegenden Wasserbehälter entweder natürliche,
oder sorgfältig ausgemauerte künstliche Teiche, rund oder viereckig. Die
Dammmauern sind sehr dick; meistens führen wohl erhaltene Treppen in
die Teiche hinab. Diese füllen sich im Frühjahr und bieten das ganze
Jahr hindurch Menschen und Heerden Trinkwasser. Die Anlage dieser
Teiche ist sicher uralt; es wäre ein grosser Missgriff, sie zuzuschütten,
wie schon einigemal von der Regierung beabsichtigt war.